Willi Lauble im Kreise seiner Familie bei seinem 70. Geburtstag im Januar. Er starb an Christi Himmelfahrt an einer schweren Krankheit. Bild: S. Przewolka
Lieber vorne am Karren
Von Sabine Przewolka
Es gibt Menschen auf dieser Welt, die Berge versetzen. Das gelingt ihnen aber nicht allein durch ihren starken Willen, sondern sie ziehen kometengleich eine ganze Menge anderer hinter sich her. Nur dieses Wir-Denken bringt am Ende den wirklichen Erfolg. Vielleicht schaut Willi Lauble aus Hornberg jetzt auf diesem Kometen zu den vielen Menschen auf der Erde, die er mit seinem Teamgeist angefeuert hat. An Christi Himmelfahrt verstarb er nach kurzer schwerer Krankheit. Er gehört zu diesen Lichtern, die die Welt auch nach dem Tod erhellen, weil sie mit ihrer besonderen Art die Massen bewegen und so Gutes schaffen. Auch wenn sie mit ihrem antreibenden Wesen sicherlich den ein oder anderen zu Lebzeiten nerven. Am Ende aber stehen doch alle da, um gemeinsam eine Veranstaltung zu stemmen – und wenn es nur darum ging, dem Willi zu helfen. Seine Enkelkinder wussten ja schon: „Opa Willi steht bereit, wenn ein Mensch um Hilfe schreit.“
Zu seinem 70. Geburtstag blickt Willi Lauble am 3. Januar 2015 in die große Runde seiner Familie und Gäste im Hornberger Gasthaus „Krokodil“ und sagt nachdenklich: „Die Mischung der Gäste ist kurios, bedingt durch mein Leben, das ich geführt habe.“ Keiner merkt ihm an diesem Abend an, dass ihn die schwere Krankheit schon ganz viel Kraft geraubt hat. Beschwingt und munter moderiert er rhetorisch gekonnt den Abend, geht von Tisch zu Tisch und plaudert angeregt. Dann bekommt seine kräftige, aber an diesem Abend sehr raue Stimme einen weichen Tonfall. Margret, seine Frau, macht dieses kuriose Leben schon seit über 45 Jahren mit, geht mit ihrem Willi durch dick und dünn und dafür sagt er ihr ganz offiziell ein herzliches Dankeschön.
Die ganze Familie mit den beiden Kindern Susanne und Dieter, alle Enkel und die acht Geschwister feiern seinen Geburtstag mit und bescheren ihm ein besonderes Geschenk: Einen Urlaub an Ostern mit der ganzen Familie auf Teneriffa. Es steht auf Messers Schneide, aber er kann trotz gesundheitlicher Probleme diesen anderthalbwöchigen Urlaub noch erleben. Bis zuletzt galt seine Sorge dem Motorsportclub Hornberg, den er mit Freunden vor über 50 Jahren mitgegründet hat und vor allem der Trialsportgruppe. Bis vor wenigen Monaten fuhr er sogar noch aktiv Trial mit. Die Nachricht von seinem Tod kam zwar nicht überraschend, aber erschüttert trotzdem zutiefst. Willi Laubles Herz schlug für Motorräder und den Trialsport. 1967 baute er eine „Adler“ zu einer Trialmaschine um, damit er über Stock und Stein fahren kann. Schon bald fuhr er mit seiner ersten „Ossa“ Wettbewerbe und es scharten sich immer mehr Gleichgesinnte um ihn. In Reichenbach baute er mit den Trialern die Bachhütte seines Elternhauses zu einer Werkstatt um.
„Buureknölle sagten die Hornberger zu uns“, schmunzelt der Willi bei seiner Geburtstagsfeier. Er verschaffte sich im Laufe seines Lebens großen Respekt bei den Städtern als Werkzeugmacher, zuletzt technischer Lehrer an der Gewerbeschule und natürlich durch verschiedene Vorstandsämter beim MSC und dem Deutschen Motorsportverband Landesgruppe Baden-Württemberg . 2009 ging er in Rente. Sein Engagement für den Motorsport begründete er damit: „Ich bin ein Mensch, der uneigennützig arbeitet ohne zu fragen was springt dabei für mich heraus. Ich bin zwar dominant, aber Entscheidungen treffe ich im Team.“ Und er mag klare Positionen: „Ich bin lieber vorne und ziehe den Karren, als im Glied zu stehen.“
Aber es gab auch Erlebnisse, die er nicht vergisst. Bei der Deutschen Meisterschaft fuhr er in jungen Jahren als Begleiter mit und fühlte sich danach so richtig frei. Vielleicht spürte er so am eigenen Leib, wie sich Engagement in einem Sport auf einen jungen Menschen auswirkt. Deshalb kümmerte er sich mit viel Eifer um die Vereinsjugend und übergibt jetzt sein Werk in viele Hände, die es gewohnt sind, in seinem Fußstapfen zu laufen. Die Frage stellt sich immer, warum ein guter Mensch, der immer sehr gesund und sportlich gelebt hat, so eine Krankheit bekommt. Aber es heißt „wozu“. Willi Lauble sääte den Samen und sieht jetzt von seinem Kometen zu, wie er prachtvoll aufgeht.
Ein besonderes Geburtstagsgeschenk bekam Willi Lauble zum 70. von seinen Geschwistern.